Darf ich mich vorstellen:

Ich befinde mich auf einer Gratwanderung zwischen Höhenflug und Talfahrt.

Ich wandere nicht auf dem asphaltierten Boden der Tatsachen.

Ich schwebe erhaben über ihm und stolpere dann, meist unelegant, ins nächstgelegene Schlagloch – mit den Füßen voran – Kopf und Verstand hinterher – um mich anschließend, geteert und gefedert, vom Straßenstaub zu befreien und wie ein Phönix aus der Asche zu erheben, um sodann weiter zu schweben – bis zum nächsten Schlagloch.

Ich bin wortgewandte Poetin oder stammelnde Idiotin, begabtes Naturtalent oder lernbehinderte Hochstaplerin, kreativ und geistreich oder aber völlig Banane, kompetent und smart oder komplett unfähig, eloquent und schlagfertig oder einfach nur irre, blitzgescheit oder strohdumm, Genie oder Loserin, Überfliegerin oder gescheiterte Bruchlanderin, ich eile voraus oder hinke hinterher, im Turbogang oder Schneckentempo, bin sprudelnde Inspiration oder versiegte Quelle. Das Leben mit mir ist wie eine permanente Achterbahnfahrt – immer rasant und manchmal zum kotzen.

Meine Lieblingsfarben sind schwarz-weiß – denken sich alle aber keiner spricht es aus.

Und ja, das sind Farben, nur halt keine bunten! Das Innere meines Kleiderschranks sieht aus, wie ein Schachbrett, bestehend aus einer Abfolge schwarz-weißer Übergänge mit klaren Trennlinien dazwischen. Nur Graustufen sind mir zuwider.

Ich bemühe mich das Grau zu mögen – es gelingt mir selten. Grau ist für mich immer dreckiges Weiß oder blasses Schwarz – in all seinen Abstufungen. Das Reine liegt mir mehr. Es ist irgendwie klarer und intensiver, aufregender aber auch anstrengender, wie ein Schiff auf stürmischer See – lebendig aber beständig in Gefahr zu kentern.

Ich stehe gerne im Rampenlicht in einer Ecke und schäme mich und manchmal stehe ich noch auf einem Schlauch mit einem Mischgetränk zwischen den Fingern – ohne Hand und Fuß aber mit oder ohne Alkohol. Mein Glas ist immer voll oder leer – niemals halb. Ich mag keine halben Sachen, ich praktiziere sie nur.

Nein, ich bin nicht bipolar.

 

Mein Name ist Ambivalenz

Text von Lina…