Was ist therapeutische Fotokunst?

Oftmals tragen wir Erinnerungen oder Erfahrungen in Form von Bildern in uns.

Diese einem anderen Menschen detailliert zu erklären ist schwer bis unmöglich.

Besonders Menschen mit einer Borderline Störung, einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder einer Traumafolgestörung kennen dies.

Die Therapeutische Fotokunst, die ich nutze, ist vollkommen frei in der Entwicklung der Bilder.

Zahlreiche Hintergründe, Requisiten und unterschiedliche Lichteinstellungen helfen uns (dem Fotografierten und mir, der Fotografin) uns an das Thema des Betreffenden zu nähern.

Somit wechselt die Position, die inneren Bilder werden auf Fotos dargestellt und können auch von anderen gesehen, besprochen, interpretiert werden.

Das reine Fotoshooting kostet für 2 Zeitstunden inklusive einer Ausgabe der Fotos als Daten (JPEG) 500,00 Euro.

Therapeutische Fotokunst beinhaltet, wenn gewünscht eine Kurzzeittherapie zur Entwicklung des Fotomotives, inklusive der Nachbesprechung und ein oder zwei Termine zum Fotoshooting. Hier sind die Kosten individuell und abhängig von dem Zeitaufwand. Für eine therapeutische Sitzung im Rahmen von 90 Minuten wird ein Honorar von 150,00 Euro berechnet.

 

Alle Fotos sind out of camera. Die einzige Freiheit, die ich mir im Rahmen der Nachbearbeitung erlaube, ist es schwarz/weiß Passagen in das Motiv einzufügen, um die Botschaft des Motives deutlicher zu machen.

HIer ein eindrucksvolles Beispiel, wie das Ergebnis eines Fotoshootings sein kann, wenn der Klient klare Vorstellungen von den Motiven hat.

Tim und sein Dämon (ein Erfahrungsbericht in Fotos)

Tim ist Selbsthilfegruppenleiter des Selbsthilfenetzwerks „Grenzgänger“ in Duisburg.

Er hörte von dem Fotoprojekt, das in Kooperation mit den Selbsthilfegruppen entstand und hatte klare Bilder, die er in Fotos umsetzen wollte.

Tim hat Therapieerfahrung und ist sehr reflektiert.

Wir hatten nur ein kurzes Vorgespräch, daran anschließend zwei Fotoshootings.

Die Fotos sind alle von Tim ausgesucht und freigegeben, die Texte stammen von ihm.

Der Dämon in mir Autor: Tim

Der Dämon in mir ist das Gefühl in einer Welt zu leben, zu der ich keine Verbindung habe, in die
ich nicht hinein gehöre. Die Unfähigkeit eine andere Emotion als Wut zu erleben. Eine innere
Leere, die alles verschlingt. Ein Hunger der nicht gestillt werden kann. Eine blutende Wunde im
Inneren, die nicht heilt. Meine Not wird immer größer, während ich aushungere und verblute. Der
einzige Weg meinem Schmerz zu entkommen, ist Ihn auf Andere zu übertragen.
Ich habe diesen Dämon nie als meinen Feind gesehen. In der Kälte und Einsamkeit ist er auch das
Feuer, das mich überleben lässt.
Die folgenden Bilder handeln von meinem Weg, einen lebenswerten Platz in dieser Welt zu finden, indem ich mich mit meinem Dämon auseinandersetze.

     

Danke an alle, die mir auf diesem Weg zur Seite stehen.

Gefühle (emp)finden Autor: Tim

Sich das eigene Herz aus der Brust zu reißen ist
eine brutale und verängstigende Vorstellung. So
war es für mich auf die Suche zu gehen, ob unter
der Wut noch andere Gefühle sind. Mein Umgang
mit mir selbst war sehr grob und ich hatte
furchtbare Angst vor dem, was ich unter all der
Wut so tief vergraben hatte, dass es schon gar nicht
mehr Teil von mir zu sein schien.

Dies ist ein Foto aus der Serie mit Tim, der seinen Weg mit der Diagnose Borderline Syndrom in Fotos darstellt

Die Fototherapie wurde von Tim, Selbsthilfegruppenleiter der Grenzgänger, dazu genutzt, seinen Weg mit dem „Dämon“ Borderline zu zeigen

Im Auge des Betrachters Autor: Tim

Andere Emotionen als Wut zuzulassen hat sich
angefühlt als ob ich mein Leben in der Hand halten
würde: Eine falsche Bewegung und es würde mir
durch die Finger gleiten.
Ein ganz neuer Teil von mir war freigelegt. Er fühlte
sich verwirrend, seltsam und falsch an. Fast
ekelhaft. Aber er war jetzt sichtbar und berührbar
geworden.
Aber nicht nur für mich, möglicherweise auch für
andere!
Ich fühlte mich so verletzlich und schwach ohne
meinen zornigen Dämon, der alles auf Abstand zu
meinem verwundbaren Kern gehalten hatte

 

 

Narrengold Autor: Tim

Die offensichtlichen Ziele sind nicht immer die
Richtigen für mich. Manchmal sind die Dinge, die
mich auf meinem Weg weiter bringen klein,
unscheinbar und gerade außerhalb meines
Sichtbereichs.
Auf meiner Reise ist es wichtig für mich
aufmerksam zu prüfen was falsche Versprechungen
sind und was wahrhaftigen Wert hat.

 

Danke     Autor: Tim

Letztlich ist der Dämon in mir nichts Fremdes oder Böses, sondern ein Teil von mir. Ich muss ihn
nicht vernichten oder besiegen. Er hat mich auf eine unvollkommene Weise beschützt. Ich entdecke
Möglichkeiten seine Stärken für mich zu nutzen, ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen.

Der Dämon bleibt eine Quelle der Kraft, ein Beschützer und eine Herausforderung für mich.

Aber jetzt habe ich auch andere Optionen Kraft zu schöpfen und auf mich aufzupassen.

Danke mein Dämon. Du hast mich am Leben gehalten. Du ermöglichst mir zu kämpfen. Ich kann
mich immer auf dich verlassen, dass du an meiner Seite bist. Durch dich konnte ich die Stärke
erlangen mir ein Leben aufzubauen, dass nicht nur von Zorn und Flammen geprägt ist.

Kommentar Sabine Thiel zu diesem Fotoshooting:

Für mich war es die erste Erfahrung mit einem Klienten, der seine Motive und auch die dazugehörigen Texte ganz konkret für sich festgelegt hatte.

Ich kannte Tim kaum.

Diese Arbeit hat auch  mich emotional berührt und während des Shootings musste ich immer wieder mal Anekdoten erzählen oder kurze Pausen einlegen, damit ich mich nicht zu sehr emotional einbinde.

Danke Tim für Deinen Mut, Deine Authentizität vor der Kamera und das wirklich entspannte Zusammenarbeiten.